Wie viel CO2 darf die Menschheit noch ausstoßen?

Wie viel CO2 darf die Menschheit noch ausstoßen?

 

 

 

Forscher haben berechnet, wie viel weiteres Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen darf, um die Klimaziele einhalten zu können. Sie zeigen: Der verbleibende Spielraum könnte kleiner sein als gedacht.

 

 

 

 

Das Treibhausgas Kohlendioxid ist in der Atmosphäre ziemlich stabil. Das hat zur Folge, dass ein CO2-Molekül, das heute dort oben ankommt, für Hunderte, gar Tausende Jahre unseren Planeten aufheizen wird. Auch aus diesem Grund erfordert Klimaschutz also vorausschauendes und vor allem rechtzeitiges Handeln.

Daher arbeiten Forscher seit einiger Zeit mit dem Konzept eines sogenannten CO2-Budgets. Dieses soll aufzeigen, wie viel des langlebigen Kohlendioxids und anderer Treibhausgase die Menschheit noch ausstoßen kann, wenn sie die Erwärmung auf anderthalb oder zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzen will.

 

 

 

Zahlreiche Studien haben in den vergangenen Jahren zu ergründen versucht, wie groß dieses CO2-Budget noch sein dürfte. Wichtig dabei: Bisher ist die weltweite Durchschnittstemperatur bereits um ein Grad gestiegen. Entsprechend kleiner ist der Spielraum für den noch verbleibenden CO2-Ausstoß. Das 1,5-Grad-Ziel gilt als ausgesprochen ambitioniert, dafür müsste später in diesem Jahrhundert wohl in großem Stil CO2 aus der Atomsphäre entfernt werden. Neben dem Einsatz technischer Geräte könnte das massenhafte Anpflanzen von Bäumen eine Rolle spielen.

CO2-Gehalt der Atmosphäre
Daten des Mauna Loa Observatoriums in Hawaii aus den Jahren 1959 bis 2018. CO-Gehalt in Teile pro Million (ppm).

Im Fachmagazin “Nature” versucht ein Forscherteam um Joeri Rogelj vom Imperial College in London nun etwas Systematik in die verschiedenen Schätzungen für das verbleibende Kohlenstoffbudget zu bringen. Dabei beziehen sie auch bisher unterschätzte Faktoren wie das verstärkte Auftauen des arktischen Permafrosts und die daraus resultierende Freisetzung von zusätzlichem Kohlendioxid mit ein. “Das bedeutet, dass unser Spielraum noch kleiner sein könnte, als wir dachten”, sagt Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), einer der Co-Autoren der Studie.

 

 

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Diese grafische Darstellung zeigt die Küstenerosion und ihre biogeochemischen Folgen für die Flachwasserzone. Dabei ist gut zu erkennen, wie durch den tauenden Permafrost Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen.

 

 

 

 

Ein definitives Ergebnis, wie viel Treibhausgase die Menschheit noch ausstoßen darf, wenn sie die Ziele des Klimavertrags von Paris einhalten will, liefert auch die aktuelle Arbeit nicht. Die Forscher arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten. Rogelj und seine Kollegen haben ausgerechnet, dass bei einem Kohlenstoffausstoß von ab heute 480 Gigatonnen eine 50-zu-50-Chance besteht, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Um diese Zahl einzuordnen: Derzeit pustet die Menschheit weltweit etwa 41 Gigatonnen CO2 pro Jahr in die Atmosphäre.

Das bedeutet: Blieben die Emissionen auf dem derzeitigen Stand, ist das verbleibende CO2-Budget nach zwölf Jahren aufgebraucht. Andere Studien hatten das verbleibende Budget für das 1,5-Grad Ziel zum Teil höher angesetzt. Unsicherheiten ergeben sich unter anderem aus der Frage, welche Rolle bei der Erderwärmung Emissionen von anderen Treibhausgasen wie Methan spielen. Hier gehen Rogelj und seine Kollegen davon aus, dass die für das Budget verfügbare Menge an CO2 je nach Entwicklung um 250 Gigatonnen größer oder kleiner sein kann.

 

 

 

 

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Bestenfalls ein paar Jahre Unterschied

Die Forscher stellen aber klar, dass die Unterschiede der bisherigen Schätzungen in der Praxis keine allzu große Relevanz haben. Es geht bestenfalls um ein paar Jahre mehr oder weniger, in denen die Emissionen ähnlich hoch bleiben dürften wie jetzt.

 

 

 

 

Und noch etwas ist den Wissenschaftlern wichtig: “Die CO2-Emissionen von der Industrie bis zum Verkehr auf null zu bringen, erfordert sofortige Maßnahmen. Ob wir das ein paar Jahre früher oder später erreichen, ist unerheblich dafür, dass wir jetzt Maßnahmen ergreifen müssen”, sagt Kriegler. Sein Kollege Rogelj drückt es so aus: “Wie wir uns heute verhalten, wird entscheiden, ob wir eine realistische Chance haben, die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. An diesem Ergebnis ändert unsere Studie nichts.”

 

 

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Der von der Kohlekommission ausgearbeitete Plan für den Kohleausstieg in Deutschland bis zum Jahr 2038 gilt nach Ansicht von Experten übrigens als nicht vereinbar mit einem 1,5-Grad-Klimaziel.

 

 

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chs

 

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alexandra

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