Schwedenkräuter – Hausmittel für die Gesundheit
Dass viele Kräuter gegen viele Krankheiten und Beschwerden helfen können, ist hinlänglich bekannt. Im späten 17. Jahrhundert wurde allerdings eine Rezeptur mit Kräutern veröffentlicht, die als Universalarznei gegen eine Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden eingesetzt werden kann: die Schwedenkräuter. Auch heute ist die Anwendung und Verwendung der Schwedenkräuter wieder sehr in Mode gekommen.
Schwedenkräuter – Eine besondere Kräutermischung
Geschichte der Schwedenkräuter
Die „Erfindung“ der Schwedenkräuter geht auf Dr. Claus Samst und Dr. Urban Hjärne zurück, zwei Ärzte aus Schweden, die im 17. und 18. Jahrhundert lebten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die beiden Schweden die Rezeptur lediglich etwas angepasst haben. In älteren Kräuterbüchern lassen sich teilweise ähnliche Kräutermischungen erkennen. Beispielsweise finden sich im Kräuterbuch von Johann Popp (1629) Rezepte von Paracelsus (Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim) die viele der heute verwendeten Kräuter verwenden.
Darstellung von Theophrastus Bombastus von Hohenheim (Paracelsus)
Rezeptauszug: Johann Popp (Thesaurus medicinae oder chymischer Artzney-Schatz: 1629)
Lange Zeit waren Schwedenkräuter in Deutschland unpopulär, bis die österreichische Naturheilerin Maria Treben (1907 bis 1991) mit Schwedenkräutern arbeitet und damit zu einem Revival der schwedischen Kräutermischung beitrug.
Die Zutaten des Schwedenbitters
Im Vergleich zu vielen anderen Kräutern werden Schwedenkräuter nicht als Tee eingenommen oder gegessen, sondern als alkoholischer Auszug verwendet – sowohl äußerlich wie auch innerlich. Den Schwedenbitter erhält man als fertige Mischung in Apotheken, Reformhäusern und teilweise auch im Naturkostladen. Zum Angebot stehen zwei Versionen: die kleinen und großen Schwedenkräuter.
Der Unterschied beider Mischungen liegt in der Zusammensetzung oder bei der Auswahl der verwendeten Kräuter. Der kleine Schwedenbitter arbeitet im Original mit
- Aloe vera
- Myrrhe
- Safran
- Sennesblättern
- Kampfer
- Rhabarberwurzel
- Zittwerwurzel
- Manna
- Theriak
- Eberwurzwurzel und
- Angelikawurzel
. Der große Schwedenbitter wird zudem um folgende Kräuter bzw. Zutaten ergänzt:
- Enzianwurzel
- Tormentill (Blutwurz)
- Muskat
- Kalmus
- Diptamwurzel
- Tonerde und
- Bibergeil
Bibergeil ist übrigens ein Sekret, das in den Drüsensäcken von Bibern gebildet wird. Es ist auch heute noch in Apotheken unter dem Namen Castoreum canadense zu finden.
Damit die getrocknete Kräutermischung verwendet werden kann, ist es zunächst notwendig, die Schwedenkräuter mit Alkohol zu versetzen und einen Auszug anzusetzen. Die getrockneten Kräuter werden in einem verschließbaren Gefäß mit hochprozentigem Alkohol übergossen und gut durchgeschüttelt. Anschließend zieht die Mischung an einem sonnigen Platz für 14 Tage durch, wird aber jeden Tag durch Schütteln bewegt. Nach Ablauf der zwei Wochen wird der Auszug filtriert und die klare Flüssigkeit am besten in lichtundurchlässige Braunglasflaschen abgefüllt. Bequemer und mit weniger Aufwand verbunden sind bereits „fertige“ Schwedenbitter, die es als Auszug zu kaufen gibt.
Gegen was helfen Schwedenkräuter?
Die Anwendungsgebiete der Schwedenkräuter sind sehr vielfältig, weshalb die Schwedenkräuter in der Naturheilkunde geschätzt werden. Unter anderem kommt der Schwedenbitter – wie der alkoholische Auszug genannt wird – bei folgenden Krankheiten und Beschweden zum Einsatz:
- Magen- und Darmbeschwerden (Verstopfung, Durchfall, Magenkrämpfe, Entzündungen, Blähungen, Völlegefühl nac deftigen Mahlzeiten, Appetitlosigkeit)
- Erkältungen
- Schnupfen
- Nebenhöhlenentzündungen
- Halsschmerzen
- Husten und Asthma
- Muskelzerrungen
- Verstauchungen und Prellungen
- Menstruationsschmerzen
- äußerlichen kleineren Hautverletzungen (Sonnenbrand, Verbrennungen mit heißem Wasser)
- Ekzemen
- Herpes
- Warzen
- Pickeln
- Kopfschmerzen
- Hämorrhoiden
Wann sollten Schwedenkräuter nicht eingenommen werden
Auch wenn Schwedenkräuter aus natürlichen Inhaltsstoffen bestehen, ist dennoch unter Umständen Vorsicht geboten. Alkoholiker und Schwangere sollten vom Gebrauch des Gebräus wegen dem Alkohol absehen, Kinder ebenso. Außerdem sollte sichergestellt sein, dass keine Allergie gegen eine der aufgeführten Zutaten vorliegt. Bei der äußerlichen Anwendung auf der Haut wird empfohlen, die Haut wegen der austrocknenden Wirkung des Alkohols die betreffenden Hautareale zuvor mit einer Fettcreme einzureiben. Generell wird der Schwedenbitter nur selten pur verwendet, vielmehr wird der Kräuterauszug in Getränke eingerührt oder mit Wasser verdünnt.
Das Geheimnis hinter den Schwedenkräutern
Auch wenn der Name Schwedenkräuter etwas irreführend ist: bei Schwedenkräutern handelt es sich nicht um Kräuter, die nur in Schweden heimisch sind. Der Name ist den oben genannten Erfindern zu verdanken, ihres Zeichens Mediziner aus Schweden.
Pflanzliche Inhaltsstoffe des Schwedenbitters
Der Geschmack von Schwedenkräutern ist bitter, daher auch die andere Bezeichnung Schwedenbitter. Bitter sind Schwedenkräuter deshalb, weil viele der verwendeten Kräuter dieser Mischung über einen hohen Anteil an Bitterstoffen, verfügen, die vor allem dafür bekannt sind, die Produktion von Magen- und Gallensäften, Bauchspeicheldrüse und Leber anzuregen – was wiederum mit der Ankurbelung von Stoffwechsel- und Verdauungsvorgängen einhergeht.
Andere Inhaltsstoffe in den Schwedenkräutern wirken zudem antibakteriell und antiseptisch, wirken durchblutungsfördernd, kühlend und wärmend, sind reich an Aminosäuren, Vitaminen, Mineralstoffen, ätherischen Ölen, Enzymen, Gerbstoffen und Harzen, oder wirken schleimlösend, entzündungshemmend, wundheilend, entkrampfend, abführend und schmerzlindernd – wie bspw. die Salicylsäure im Bibergeil, die in der Lage ist Schmerzen zu lindern.
Wie werden Schwedenbitter angewendet?
Innerlich wird Schwedenbitter insbesondere bei Verdauungsproblemen wie Blähungen, Verstopfungen, Durchfall oder Völlegefühlt verdünnt eingenommen. Bei Verstauchungen, Zerrungen, Prellungen, Hexenschuss, Hämorrhoiden und kleineren Verbrennungen wird ein mit Schwedenbitter getränktes Tuch auf die schmerzende Stelle gelegt oder betupft, die vorher mit einer fetthaltigen Salbe eingecremt wurde. Gleiches gilt für die partielle Behandlungen von Pickeln, Herpes und Insektenstichen. Erkältungen und einhergehende Symptome werden behandelt, indem Schwedenbitter per Gesichtsdampfbad inhaliert werden. Das Gurgeln mit verdünntem Schwedenbitter hilft bei Zahnfleischproblemen und bei Erkältungen, um den Mund- und Rachenraum von Bakterien und Viren zu „bereinigen“ und um die Wundheilung zu fördern.
Kleiner Schwedenbitter gegen zahlreiche Alltagsbeschwerden (Foto: TwilightArtPictures / fotolia.com)
Welches Kraut wirkt wofür?
Ein größeres Anwendungsspektrum verspricht der große Schwedenbitter, da hier weitere wirkungsvolle Kräuter Verwendung finden und zusätzlich Tonerde enthalten ist, die sich vor allem ausgleichend aus das Säure-Basen-Verhältnis im Magen-Darm-Trakt auswirkt; dies ist vor allem von Bedeutung bei Sodbrennen.
Angelika, Eberwurzel, Enzian, Kalmus, Manna, Muskat, Myrrhe, Rhabarberwurzel, Safran, Sennes, Tormentill, Zittwerwurzel und Wermut sind diejenigen Kräuter des Schwedenbitters, die für den Magen und Darm arbeiten und von altersher bei entsprechenden Beschwerden genutzt werden. In puncto Hautprobleme, Ekzeme und kleineren Wunden arbeiten Aloe vera, Eberwurzel, Manna, Muskat und Theriak. Krämpfe und Schmerzen wie zum Beispiel während der monatliche Regelblutung werden erleichtert durch Angelika und Bibergeil, letzter ist auch probat gegen Kopfschmerzen. Um Husten, Schnupfen, Fieber und weitere Erkältungssymptome zu behandeln, wurden dem Schwedenbitter Eberwurzel, Enzian, Kampfer, Myrrhe, Sennes, Theriak und Tormentill zugesetzt.
Der Einsatz von Kampfer wird in einigen Quellen als kritisch bezeichnet, da es im Verdacht steht Krebs zu erregen. Leider schreibt hier meist die eine von der anderen Quelle ohne vorherige Überprüfung ab. Der als krebserregend eingestufte Stoff ist Safrol, der im gelben und braunen Kampfer zu finden ist. Im Schwedenbitter wird nur der weiße Kampfer verarbeitet, der frei von Safrol ist.
Tormentill (besser bekannt als Blutwurz) ist zudem das Kraut, das bei Hämorrhoiden Hilfe verspricht, genau wie Enzian als fiebersenkend gilt. Wirksam sind hier vor allem die enthaltenden Gerbstoffe sowie der enthaltende Farbstoff Tormentol.
Blutwurz ist einer der Hauptzutaten des Schwedenbitters
Kampfer und Wermut kommen bei muskulären Problemen zum Einsatz, dürfen aber wegen der durchblutungsfördernden Wirkung nicht in der Schwangerschaft verwendet werden, da die Gefahr von Frühwehen besteht.
Vorsicht bei der Eigenbehandlung
Auch wenn Schwedenkräuter bzw. Schwedenbitter vielversprechend in Hinsicht der Behandlung von Krankheiten sind, sollte dennoch der Weg zum Arzt oder Heilpraktiker nicht umgangen werden. Dies gilt vor allem bei schweren und unbehandelten Krankheiten oder wenn Beschwerden innerhalb eines kurzen Zeitraums nicht verschwinden bzw. sich bessern.
3,850 total views, 6 views today