Mystisches Island – Auf den Spuren von Elfen, Trollen und magischen Zeichen

Mystisches Island – Auf den Spuren von Elfen, Trollen und magischen Zeichen

Bis heute hat der Glaube an das „verborgene Volk“, an Elfen und Trolle, Zwerge und Gnome seit heidnischer Zeit in Island nicht nur überlebt, sondern beeinflusst das Leben der Isländer nachhaltig – glauben doch nach einer Umfrage 60% der Isländer heute noch an übernatürliche Wesen – oder halten ihre Existenz zumindest für möglich.

 

Das Gespräch der beiden Mädels neben mir im Flieger auf dem Flug von Kopenhagen nach Keflavik geht mich eigentlich nichts an, aber die Diskussion ist so laut, dass ich mich ihr einfach nicht entziehen kann. Ein Artikel in einer Reisezeitschrift über Elfen und die Verlegung einer Straße zwischen Reykjavik und Kopavögur hat offensichtlich die Gemüter erhitzt.

 

 

 

 

„Das mit den Elfen ist doch sicher nur ein Werbegag“ meint eines der Mädchen, während die andere junge Dame eher der romantische Typ zu sein scheint: „Also ich finde das spannend, selbst wenn die Geschichte nicht stimmt“ sagt sie, und schaut dann fragend zu mir herüber. „Was meinen Sie, gibt es auf Island Elfen ?“ Ich lächele zurück. „Das müssen Sie schon selbst herausfinden!“

 

Dann erzähle ich die Geschichte vom isländischen Parlamentsabgeordneten Árni Johnsson, der im Jahr 2012 einen 30 Tonnen schweren Stein auf einen LKW laden und zusammen mit einer Elfenfamilie auf die Westmännerinseln bringen ließ. Die Story über den Elfenumzug ging durch alle Medien. die Mädels glauben sie trotzdem nicht.

 

 

 

 

 

Fast in jedem Reiseführer finden sich Darstellungen von Unfallschwerpunkten, die erst beruhigt werden konnten, nachdem die Straße um Elfensiedlungen herumgeführt wurde, wie der „Alfholtsvegur“, der Elfenhügelweg zwischen Reykjavik und Kopavogur. Dass es im Touristenbüro in Hafnarfjördur eine Karte gibt, auf denen die Wohnsitze der Elfen eingezeichnet sind, wollen die Mädels auch nicht ernst nehmen.

„Machen mystische Geschichten von Elfen und Trollen nicht gerade auch mit den Reiz eines Landes aus, dessen Natur bis heute urgewaltig und übermächtig ist, und die uns durch Sturm, Gletscherläufe und Vulkanausbrüche unsere menschliche Bedeutungslosigkeit vor Augen führt ? “ frage ich . Der Flieger ist mittlerweile im Landeanflug auf Keflavik.

 

„Fahrt mit offenen Augen durchs Land – vielleicht zeigen sich die Elfen ja“ gebe ich den Island-Neulingen mit auf den Weg. „Zumindest ihre Wohnstätten sind überall zu finden.“

 

Ich bin nicht sicher, ob die beiden mich für verrückt halten. Aber die Sache mit den Wohnstätten der Elfen ist nachweisbar: Tatsächlich finden sich Behausungen der Elfen überall im ganzen Land, nein genauer ihre Ersatzbehausungen, die die Menschen für Elfen und Trolle gebaut haben, wenn das ursprüngliche Heim einer Baumaßnahme weichen musste.

 

Bunt bemalt stehen sie als Holzhäuschen in so manchem Garten, oder sind auf Steine gemalt. Sie stehen im Vorgarten, hinter dem Schafstall, auf Hügeln und manchmal sogar auf dem Balkon.

Island - Elfenhäuschen in Borganes

Island – Elfenhäuschen in Borganes

Ein bisschen erinnern sie an Puppenhäuser oder thailändische Geisterhäuschen, in denen die Geister der Ahnen verehrt werden. Sicher ist: Die Häuschen sind keine Show für die Touristen, denn es gibt sie überall im Land,- selbst in den Ortschaften fernab des Golden Circle und der Touristenströme.

 

Dabei wohnen Elfen und Trolle nicht nur in zeitgemäßen „Neubauten“, sondern auch in Bauwerken, die den alten isländischen Torfhöfen entsprechen.

Island - Der Museumshof Glaumbaer,Nordwest-Island

Der Museumshof Glaumbaer in Nordwest-Island …

Island - .....und ein Torf-Elfenhaus in Svalbadseyri am Eyafjördur

…..und ein Torf-Elfenhaus in Svalbadseyri am Eyafjördur

 

 

 

Islands Westfjorde gehören auch heute noch zu den abgelegenen und touristisch wenig erschlossenen Landesteilen.

 

 

 

 

Im Mittelalter und zur Zeit der Hexenverfolgung waren die Zauberer von Strandir gefürchtet. Magische Zeichen in Gestalt des Helm des Egil finden wir dort auch heute noch, angebracht an Stallwänden oder Häusern, oder als Blumensymbol am Wegesrand.

 

 

 

Der Ægishjálmur existiert in verschiedenen Formen, jedoch handelt es sich bei allen um Variationen von Kreuzen (bzw. Doppelkreuzen, ähnlich einer Windrose) mit dreizackigem Ende. Es wird in der heroischen Dichtung der Edda erwähnt und war dazu da, Furcht einzuflößen und Schutz gegen den Missbrauch von Macht zu erhalten, etwas, was auch in der heutigen Zeit nicht schaden kann.

Island - Steinkreis mit Blumen

 

 

 

Sicherlich ist es kein Zufall, dass die Zahl von Elfen- und Trollhäuschen in den abgelegenen Regionen wie Drangsnes, dem östlichen Tor zur Region Strandir, geradezu rekordverdächtig hoch ist. Sich mit den Vertretern unsichtbaren Volkes gut zu stellen, schadet in keinem Fall.

 

 

 

 

 

Fast in jedem Garten finden sich die Behausungen der mystischen Mitbewohner, und zu Islands Unabhängigkeitstag am 17.Juni wird sogar vor den Elfenhäuschen geflaggt !

Island - Elfenhäuschen geflaggt

 

 

 

In der Elfenschule von Reykjavik kann man lernen, dass es 13 verschiedene Elfenarten gibt, drei Gattungen von Unsichtbaren, 3 Feengattungen und vier Arten von Trollen und Zwergen.

Island - Fels

Nur ein Stein ? Oder ein Elfenwohnsitz mit Ausblick ?

Elfen, das sind die ungewaschenen Kinder Evas, die sie dem lieben Gott nicht zeigte, als er eines Tages unverhofft zu Besuch kam. Was vor Gott verheimlicht wurde, das soll auch vor den Augen der Welt verbogen bleiben. Elfen sollen uns ähnlich sein, sie personifizieren die Kräfte der Natur und mahnen uns, die Natur zu achten. Elfen leben in Steinen, Felsen und Hügeln.

Island - Als heilige Stätten der Elfen gelten Àsbyrgi

Island – Als heilige Stätten der Elfen gelten Àsbyrgi …

Island - ... und Borgarfjördur-Eystri, wo die Elfenkönigin wohnen soll

… und Borgarfjördur-Eystri, wo die Elfenkönigin wohnen soll

 

 

 

Den Zwergen der Edda ist ein ehrgeiziges Projekt in Raufarhöfn, Nordisland, gewidmet: Der Arctic Henge. Die Idee zu einem Polarsonnenkreis entstand aus Überlegungen heraus, sich die unendliche Weite an einem Ort zunutze zu machen, an dem ringsum nichts den Horizont und die Mitternachtssonne beeinträchtigt. Hinzu kam der Gedanke, die Zwergenaufzählung aus dem Eddagedicht Völuspä einzubeziehen, die alte Sagenwelt etwas zu entstauben und unseren modernen Zeiten näherzubringen.

 

Island - Auch verschiedene Arten von Zwergen gibt es auf Island. Meist tragen sie spitze Hüte

Auch verschiedene Arten von Zwergen gibt es auf Island. Meist tragen sie spitze Hüte.

 

 

 

Niemand hat bislang erklären können, woher die Zwerge stammen und welche Rolle sie haben. Fest steht nur, dass Austri, Vestri, Nondri und Subri das Himmelsgewölbe hochhalten. Indem man die Namen einiger Zwerge wie Bjartur (Heller), Blibur (Milder) und Sväsuöur (Sanftsüden) mit dem Sommer verbindet, war es möglich, die Namen der Zwerge zu einem Jahresring von 72 Wochen anzuordnen. Der Jahresring der Zwerge wird auf diese Weise zu einem Art Kalender, in dem jedem Zwerg 5 Tage gehören. Alle Zwerge haben eine Rolle erhalten, und man hat sie künstlerisch ausgestaltet. Auf diese Weise lassen sich die Zwerge Geburtstagen zuordnen und man kann Verbindung zu ihnen aufnehmen.

Island - Den Zwergen der Edda ist ein ehrgeiziges Projekt in Raufarhöfn, Nordisland, gewidmet: Der Arctic Henge

Den Zwergen der Edda ist ein ehrgeiziges Projekt in Raufarhöfn, Nordisland, gewidmet: Der Arctic Henge

 

 

 

Um diese Vorstellungswelt wird der Polarsonnenkreis in der Nähe von Raufarhöfn errichtet. Er hat einen Durchmesser von etwa 50 Metern, und die 6 Meter hohen Tore weisen in die vier Himmelsrichtungen.

 

Zwischen ihnen wurde eine 3,5 Meter hohe Steinmauer mit Fensteröffnungen aufgeschichtet. Innerhalb des Kreises befindet sich eine 11 Meter hohe Säule, die auf vier Pfeilern ruht. Die Zwischenräume zwischen den Pfeilern sind nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet, so dass man die Mitternachtssonne vom Südtor aus durch die die mittlere Säule und das Nordtor sieht. Das Zusammenspiel zwischen Licht und Schatten zeigt die alte Tageseinteilung in acht Abschnitte mit jeweils drei Stunden an.

Island - Arctic Henge

 

 

 

Leider stockt der Baufortschritt seit Jahren. Es fehlt, wie so häufig, einfach das Geld.

Weniger liebenswert sind die Trolle, die nur nachts ihre Höhlen verlassen. Sie können dem Menschen gefährlich werden.

Island - Eine Troll-Höhle oder ein Lava-Tunnel ?

Eine Troll-Höhle oder ein Lava-Tunnel ?

Der Sage nach wollten sie die Westfjorde vom Rest der Insel abtrennen. Allerdings wurden sie von der aufgehenden Sonne überrascht und an Ort und Stelle zu Stein verwandelt, so die Trollfrau in Malarhorn gegenüber dem Inselchen Grimsey.

Island - Trolle n Holmavik

Trolle in Holmavik

Unzählige Legenden von zu Felsen erstarrten Trollen lassen sich auch in anderen Küstenregionen finden: Vor der Küste bei Vik í Myrdal in Südisland befinden sich drei schwarze Felsnadeln (sog. Dykes), die Reynisdrangar. Sie heissen „Skessudrangur“, „Landdrangur“ und „Langsamur“.

 

 

 

 

Eine Legende berichtet, dass Trolle ein Schiff ans Land bringen wollten und dabei von der aufgehenden Sonne überrascht dabei versteinert worden seien.

 

Selbst wer mit Trollen und Legenden nichts anfangen kann: Vik hat im übrigen einen tollen Lavastrand. 1991 wurde der Strand vom „Islands Magazine“ zu einem der 10 schönsten Strände der Welt gewählt.

Island - Lavastrand in Vik

13 Trolle nehmen ab 12. Dezember jeden Jahres regen Einfluss auf das weihnachtliche Geschehen auf Island: es sind die Söhne der Trollfrau Grýla, die in den Dimmuborgir in der Nähe des Myvatn wohnen und in der Weihnachtszeit ähnlich wie bei uns der Nikolaus herunter kommen und brave Kinder belohnen oder unartigen Kindern eine rohe Kartoffel in den Schuh stecken.

Island - Dimmuborgir - der Wohnsitz der Weihnachtstrolle

Dimmuborgir – der Wohnsitz der Weihnachtstrolle

Manchmal leben Islands Elfen und Trolle auch recht gefährlich: In Ostisland wurden zur Zeit des Zweiten Weltkrieges die Schifffahrtslinien vermint. Einige der Minen sind in den Vorgärten als Dekoration aufgebaut – in unmittelbarer Nachbarschaft der Behausungen der mystischen Mitbewohner.

Island - Mine mit Trollhäuschen in Djupavik, Ostisland

Mine mit Trollhäuschen in Djupavik, Ostisland

Island - Ungemütlich ist auch ein Wohnsitz auf dem Minigolfplatz in Siglufjördur

Ungemütlich ist auch ein Wohnsitz auf dem Minigolfplatz in Siglufjördur

Die Isländer und auch die Kirche sind im Umgang mit mystischen Wesen im Übrigen recht entspannt.

 

Als Gudmundur der Gute im Mittelalter die Insel Drangey segnen sollte, weil sich dort Todesfälle und Unfälle häuften, kam der Legende nach plötzlich aus der Felswand eine Kralle heraus und fing an, das Seil zu zerschneiden, an dem der Bischof hing, und eine Stimmer erschallte, die sagte “ Lass ab Gudmundur, auch wir Bösen brauchen einen Ort zum Leben“. Der Bischof hatte ein Einsehen und nahm von der Segnung Abstand.

 

So ist denn auch keine Seltenheit, dass sich Elfenhäuschen und Kirchen ein Stück Land teilen und friedlich neben einander stehen, so wie auf dem Gelände des Heimatmuseums in Skogar.

 

Und da stört es auch nicht, dass neben der Elfenkirche als Opfergaben (?) Schafszähne und Gebisse liegen.

Island Elfenkirche

Dass nur wenige die Gabe haben, Elfen und Trolle zu sehen, beeinflusst das Verhältnis der Isländer zu ihren mystischen Nachbarn nur wenig. Wahrscheinlich gehören sie zum Land wie Vulkane und Naturkatastrophen.

 

Wie hieß es so bedeutungsvoll in einem Zeitungsartikel:

„Wenn man in Mitteleuropa hinter seinem Schreibtisch vor seinem PC sitzt, hält man die Legenden von Elfen und Trollen für Quatsch. Wenn man mit dem Flieger über die endlosen Lava- und Bergmassive fliegt, ist man nicht mehr sicher, und spätestens, wenn man bei hereinbrechender Dunkelheit oder bei Nebel über ein Lavafeld gegangen ist, wo die Felsen plötzlich zu Gestalten werden, dann sagt man: „Wenn es Elfen und Trolle gibt, dann hier!“

 

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

 

 

 

 

 

Quelle

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alexandra

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