Landwirtschaftliche Bewässerung – Abpumpen von Grundwasser bedroht Ökosysteme weltweit

Landwirtschaftliche Bewässerung – Abpumpen von Grundwasser bedroht Ökosysteme weltweit

 

 

 

 

 

Für intensive Landwirtschaft wird weltweit immer mehr Wasser gebraucht – und dafür zapft man das Grundwasser an. Wissenschaftler haben berechnet, welche Gefahr das birgt.

 

 

Luftaufnahme von einer Bewässerungsanlage auf einem Feld bei Celle (Archivbild)

Luftaufnahme von einer Bewässerungsanlage auf einem Feld bei Celle (Archivbild)

 

 

 

 

 

Ohne Wasser geht es nicht in der Landwirtschaft. Felder müssen schließlich bewässert werden, damit Pflanzen wachsen. Deshalb zapfen Landwirte an manchen Orten das Grundwasser an und bohren Brunnen – teils geschieht das ohne Genehmigungen.

Doch das Abpumpen großer Mengen aus diesen wichtigen Reservoirs wird zu einer zunehmenden Bedrohung für die Umwelt. Das schreiben Forscher um Inge de Graaf von der Universität Freiburg in der Fachzeitschrift “Nature”.

Flüsse und Seen speisen sich an vielen Stellen aus dem Grundwasser. Verändert sich der Grundwasserspiegel, hat das auch einen Effekt auf das Gewässer an der Erdoberfläche.

Laut der aktuellen Studie wird sich deshalb bis zum Jahr 2050 in vielen Gebieten mit intensiver Grundwasserförderung das Ökosystem der Flüsse kritisch verringern. Denn weniger Wasser in den Flüssen bedeutet eine Gefahr für das Leben von Fischen und Pflanzen.

Bereits heute zeigten sich Umweltschäden in einigen Gegenden, in denen seit den Sechzigerjahren regelmäßig Grundwasser abgepumpt wird, schreiben die Forscher. “Betroffen sind schon jetzt der Mittlere Westen der USA und das Indus-Becken-Projekt zwischen Afghanistan und Pakistan”, wird de Graaf in einer Mitteilung ihrer Universität zitiert. Einige landwirtschaftliche Brunnen in den USA sind fast 300 Meter tief, weil der Grundwasserspiegel so tief abgesunken ist.

 

 

 

 

De Graaf und ihre Kollegen erstellten Simulationen mit einem weltweiten Modell der Grundwasser- und Flusssysteme. Dort gaben sie Daten zum Klima und zum Wasserbedarf des Menschen für die Jahre 1960 bis 2010 ein. Für den Zeitraum bis 2100 wurde die Entwicklung simuliert. Als umweltgefährdend werteten die Forscher, dass abgepumpt wird, selbst wenn das Grundwasser in zwei aufeinander folgenden Jahren für mindestens drei Monate unter einen Grenzwert fällt.

Liegen die Flüsse und Seen in heißen und trockenen Gebieten, drohen laut den Hydrologen große ökologische Veränderungen. “Wenn wir in den nächsten Jahrzehnten weiter so viel Grundwasser fördern wie bisher, wird in Zukunft auch für Regionen in Süd- und Mitteleuropa wie Portugal, Spanien und Italien sowie in den nordafrikanischen Ländern ein kritischer Punkt erreicht”, betont de Graaf.

 

 

 

 

 

Die Wissenschaftler errechneten, dass im Jahr 2050 in den feuchtesten Gegenden, in denen Grundwasser gefördert wird, 42 Prozent der Gebiete den kritischen Punkt erreicht haben. In den trockensten sind es dem Modell zufolge sogar 79 Prozent der Regionen. Der Durchschnittswert liegt bei 58 Prozent.

“Der Klimawandel wird diese Entwicklung eventuell noch beschleunigen, da wir weniger Niederschläge erwarten, was die Entnahme von Grundwasser zusätzlich erhöht und bereits trockene Gebiete ganz austrocknen lässt”, erläutert die Hydrologin. Nicht berücksichtigt in dem Modell sind Veränderungen des Wasserbedarfs durch eine sich verändernde Weltbevölkerung.

 

 

 

Jan Fleckenstein, Hydrogeologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, der nicht an der Studie beteiligt war, unterstützt die generellen Aussagen der Untersuchung. Er weist jedoch darauf hin, dass künftig insgesamt nicht weniger Wasser im globalen Wasserkreislauf zirkulieren wird, sondern dass es nur anders verteilt wird: “In vielen Gegenden kann es auch feuchter werden.” Das verwendete Modell bilde jedoch die Prozesse gut ab, die zum Rückgang der Grundwasserabflüsse führen.

 

 

 

 

 

Abgesehen von regionalen Ausnahmen sieht Fleckenstein für Deutschland in naher Zukunft keine Gefahr einer Übernutzung des Grundwassers. Wenn es im Zuge des Klimawandels aber mehr trockene Sommer wie im vergangenen Jahr gäbe, könnte sich dies ändern: “Auch für uns gilt, dass mit Wasserressourcen generell behutsam umgegangen werden sollte.”

 

 

 

 

 

joe/dpa

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alexandra

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