Klimawandel-Prognose – Berlin so heiß wie Australien, Madrids Sommer wie in Marrakesch
Eine neue Studie zeigt, wie die Sommer in 520 Städten in Zukunft aussehen könnten: In den Metropolen wird es demnach deutlich heißer – selbst wenn die Klimaziele eingehalten werden.
Canberra in Australien. Der Ort im Landesinneren des Kontinents liegt zwischen sanften Hügeln an einem See. Zwar sorgen Bäume für Schatten. Doch im Sommer kann es hier heiß werden, sehr heiß. Die höchste jemals gemessene Temperatur lag bei mehr als 42 Grad Celsius, im sommerlichen Februar ist es auf der Südhalbkugel durchschnittlich knapp 20 Grad warm. Im Winter kann es bei Canberras kühlgemäßigtem Klima aber auch mal Forst und Schnee geben.

Werte wie in Australien, so glauben Forscher, könnten in etwa 30 Jahren auch in Berlin auftreten. Die Temperaturen an der sommerlichen Spree dürften um bis zu sechs Grad steigen. Auch in Hamburg und Köln wird es deutlich wärmer. An Elbe und Rhein könnte künftig ein Klima wie in San Marino herrschen.
Das ist das Ergebnis einer Studie, die nun im Fachmagazin “Plos One” vorgestellt wurde. In der Arbeit haben Forscher um Jean-François Bastin von der ETH Zürich ausgewertet, wie das Klima im Jahr 2050 sich in mehr als 520 großen Städten entwickeln wird und es mit wärmeren Städten verglichen.
Veränderung der Temperatur (in Grad Celsius)
Quelle: Plos One/Crowtherlab
J = Jahresmitteltemperatur
W = im wärmsten Monat
K = im kältesten Monat
Berücksichtigt wurden Temperaturen, Niederschläge und Jahreszeitenwandel. Für die Studie haben die Forscher mit einer eher konservativen Entwicklung der CO2-Emissionen kalkuliert und Schätzung herangezogen, die zu einer Erderwärmung von 1,5 bis 2 Grad Celsius bis 2050 führen würden.
Demnach wird sich Madrid auf ein Klima wie in Marrakesch einstellen müssen, in Stockholm wird es so warm wie in Budapest. Und von London muss keiner mehr im Sommer nach Barcelona reisen, weil es dort so schön warm ist.
Weltweit werden Städte, die sich derzeit in gemäßigten oder kalten Zonen der nördlichen Hemisphäre befinden, Orten ähneln, die mehr als tausend Kilometer näher am Äquator liegen.
In den Tropen fallen die Temperaturunterschiede nicht so groß aus wie anderswo. Hier wird sich die Klimakrise eher durch Dürren und extreme Niederschläge bemerkbar machen. Was das für diese Städte genau heißt, können die Forscher nicht vorhersagen. Nur so viel: Megacitys wie Jakarta, Singapur oder Kuala Lumpur stehen wohl vor tief greifenden Veränderungen.
Das alles hat Folgen für die Infrastruktur in den Städten, schreiben die Forscher, auf die die Planer noch nicht vorbereitet seien. So müssten beispielsweise die Wasserversorgungen teils neu gedacht werden.
Architekten und Ingenieure arbeiten schon länger an Konzepten, um Metropolen auf den Klimawandel einzustellen. Sogenannte Schwammstädte könnten dabei helfen. Denn ein Problem bei extremen Niederschlägen, die durch den Klimawandel zunehmen könnten, sind die versiegelten Böden. Das Wasser kann nicht versickern und die Kanalisation ist nicht für solche Wassermassen ausgelegt – es kommt zu Überflutungen.
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