Hochsensibilität: Den eigenen Körper wichtig nehmen

Ich selbst kenne beides ja selbst nur zu gut und kann sogar sagen, dass ich eine sehr lange Zeit eine regelrechte Aversion dagegen hatte, mich überhaupt mit Methoden zu beschäftigen, bei denen es darauf ankommt, in den Körper hineinzuhorchen und zu spüren, was dort vor sich geht.
und machte mich ungeduldig und gereizt. Auch dem Bodyscan konnte ich nichts Gutes abgewinnen. Heute vermute ich, dass diese Haltung vermutlich darin begründet war, dass ich die Beschäftigung mit meinen eigenen körperlichen Empfindungen irgendwie als bedrohlich empfunden habe. Und ich wusste ja auch gar nichts damit anzufangen.
Im Laufe des Lebens habe ich bis zu einem bestimmten Punkt in Sachen Körperwahrnehmung vor allem eines gelernt: das interessiert niemanden. Die Ärzte am wenigsten. Wenn es unerklärlich ist, dann ist es eben “psychosomatisch”. Was ja immer den Beigeschmack von “eingebildet” hat/hatte.
Dabei war die Übelkeit, die mich z. B. jahrelang begleitet hat (egal, was ich aß, trank oder was ich machte) für mich durchaus sehr präsent. Aber weil kein Arzt (wirklich kein einziger) das jemals richtig ernst nahm, habe ich aufgehört, meine eigenen Empfindungen auch ernst zu nehmen, sie einfach hingenommen als unerklärlich und unheilbar und versucht, meinen Körper so weit wie möglich zu ignorieren und vergessen. Der machte ja sowieso nichts als Ärger.
Bis ich eines Tages mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren wurde und von der Bahre aus direkt auf dem OP-Tisch gelandet bin. 30 Minuten später wäre vielleicht zu spät gewesen, habe ich später erfahren. Und am Tag vorher war ich noch bei meiner Ärztin gewesen und hatte sie angefleht, mir ein Mittel gegen Magenschmerzen zu geben, die zu diesem Zeitpunkt ziemlich schlimm waren. Sie hat dann ein Rezept herausgerückt – ohne mich zu untersuchen. Sie hatte mich längst aufgegeben.
Warum erzähle ich Ihnen das?
Bestimmt nicht um Ihnen Angst zu machen. Vielmehr ist mir an diesem Tag klar geworden, dass ich in diesen Schlamassel geraten bin, weil ich mich einer Sache schuldig gemacht habe: ein Verbrechen gegen mich selbst sozusagen: Ich hatte mich und meinen Körper vergessen.
Für mich war dieser Moment des dem-Tod-von-der-Schüppe-springens definitiv der Wendepunkt.
Ich habe da verstanden, dass alles was ich tue (oder eben auch nicht tue) Konsequenzen für mich selbst hat. Und dass ich, wenn ich leben will, meinen Körper nicht vergessen darf.
Das hat allerdings nicht zu einer grundlegend anderen Einstellung meinem Körper gegenüber geführt. Eher zu mehr schlechtem Gewissen mir selbst gegenüber. Denn so oft war ich nicht in der Lage, die für meinen Körper richtigen und Notwendigen Maßnahmen umzusetzen: Wenn ich nur daran denke, dass es Jahre gedauert hat, bis ich wirklich bereit war, das Konzept MILCHFREI mit allen Konsequenzen umzusetzen – glutenfrei war ein Klacks im Vergleich – winde ich mich innerlich.
Zum Glück höre ich nie auf zu lernen. Ich glaube, ich habe schon an anderer Stelle vom HEAL-Summit erzählt, dem ich 2018 gefolgt bin. Dabei habe ich etwas besonders Schönes gelernt:
Dies war jedenfalls die übereinstimmende Aussage fast aller namhaften Referenten. Auch dass es so etwas wie Autoimmunkrankheiten gar nicht gibt.
Sondern, dass alles, was der Körper macht (und scheine es uns auch noch so unverständlich) nur deshalb geschieht, weil der Körper uns vor anderen Dingen schützen möchte, die er als schlimmer erachtet.
Es bedeutete auch so etwas wie Verantwortung abzugeben. Mein Körper weiß viel mehr als ich und ich kann seiner Weisheit vertrauen. Das war die riesengroße erleichternde Lernerfahrung, die sich für mich daraus ergeben hat. Und – danach war ich dann auch in der Lage, wirklich weitgehend milchfrei zu leben. Auch wenn ich auf den heißgeliebten Käse verzichten muss, bedeutet gerade dieser Verzicht ein sehr großes Stück Lebensqualität mehr.

Den eigenen Körper wichtig zu nehmen
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