CHINA: Angeblich genetisch veränderte Babys geboren!!!
- Auf einem Monitor ist das Video zu sehen, in dem der chinesische Wissenschaftler He Jiankui die Gene eines Embroys verändert. (dpa-Bildfunk / AP / Mark Schiefelbein)
In China sind Berichten zufolge in diesem Monat zum ersten Mal überhaupt genmanipulierte Babys zur Welt gekommen.
Nach Angaben des chinesischen Wissenschaftlers He Jiankui wurden Zwillinge geboren, deren Erbgut mit Hilfe der CRISPR-Cas9-Genschere verändert worden war. Das ist eine molekulare Methode, um DNA gezielt zu schneiden, an- oder auszuschalten, zu ergänzen oder zu ersetzen. He Jiankui sagte unter anderem in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press in Hongkong, dass er im Erbgut der Babys ein Gen stillgelegt habe, so dass die Kinder sich nicht mit dem HI-Virus anstecken könnten.
Der Forscher hatte für sein Vorhaben nach eigener Aussage mehrere chinesische Paare gewonnen, bei denen der Mann jeweils mit HIV infiziert ist. Über künstliche Befruchtung wurden Embryos erzeugt. Deren Erbgut veränderte der Forscher offenbar mit Hilfe der CRISPR-Cas9 Genschere. Eine unabhängige Bestätigung für die Angaben von He Jiankui gibt es bislang nicht, auch keine wissenschaftliche Publikation des Forschers selbst. Er veröffentlichte lediglich ein Youtube-Video.
Nach Einschätzung des Wissenschaftsjournalisten Michael Lange ein ungewöhnliches Vorgehen: „Die Wissenschaft ist schockiert, weil die eigenen Regeln nicht eingehalten werden“, sagte Lange im Deutschlandfunk (Audio-Link). Mehr als 120 chinesische Forscher forderten in einem Protestbrief mehr Aufsicht über Genveränderungsexperimente und betonten, die Versuche seien ein schwerer Schlag für die weltweite Reputation der chinesischen Wissenschaft. Generell kommen Hes Kollegen zu dem Schluss: „Direkte Versuche am Menschen können nur als verrückt beschrieben werden.“
Ähnlich sieht es der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock. Er bezeichnete die Versuche Hes als „unverantwortlich“. Sollte es sich bewahrheiten, dass ein mithilfe von CRISPR genmanipuliertes Baby erzeugt worden sei, wäre dies für die Wissenschaft ein „Super-GAU“, so Dabrock. Die Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, Christiane Woopen, betonte, der chinesische Forscher habe Menschenrechte verletzt, und forderte: „Das sollte die internationale Gemeinschaft nicht dulden“.
Sogar Hes eigene Universität, die Southern University of Science in Shenzhen, distanzierte sich mittlerweile. In einer Mitteilung heißt es, He habe die Hochschule nicht über seine Arbeit unterrichtet. Der Forscher habe „ernsthaft gegen die akademische Ethik und akademische Normen“ verstoßen. Ein Gremium sei damit beauftragt worden, eine eingehende Untersuchung des Falls durchzuführen.
In Deutschland, den USA und vielen anderen Ländern sind derartige Manipulationen an menschlichem Erbgut verboten, weil die Risiken bisher kaum abschätzbar sind und Veränderungen an nachfolgende Generationen weitergegeben werden.
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